21.02.11

Die Seele ist ein teleologisches Wunder.
Man knn auf sie schiessen - treffen kann man sie nicht.
Seelen sind räumlich nicht fassbar und doch überall drin,
und zwar in erschreckender Fülle und Dichte.

16.02.11

Ich gehe die meisten Strecken zu Fuß.
Möglichst nur abends, wenn es dämmert, oder nachts.
Ich kann nicht ertragen, daß die Leute mich anstarren und die Todesqual in meinem Gesicht entdecken, die mich ermordet und ermordet und ermordet und ermordet.
Ich kann sie vor niemandem verheimlichen.
Ich kann den Schrei, der auf meinem Gesicht tobt, nicht ersticken. Alles in mir schreit, schreit, schreit!!!! Ich habe Angst, von Menschen gesehen zu werden.
Ich mache die lächerlichsten Umwege aus Angst, ihnen zu begegnen.
Es wäre geradezu unanständig für die anderen, wenn sie erführen, was ich leiden muß.
Ich komme mir vor, wie ein Leprakranker im Mittelalter, oder wie der Elefanten-Mann, der sich bedeckt, damit die Leute sich nicht vor ihm ekeln.
Es passiert, daß ich mitten auf der Straße in lautes Weinen ausbreche - dann weiß ich nicht, wohin ich mich wenden soll.
Ich beschleunige meine Schritte und renne.


k.kinski

15.02.11

Heute

Heute


Ich wünschte, es wäre einer dieser Tage, an dem man nur kopfschüttelnd ,Leere ausspricht und mit offenen Augen die eigene Zimmerdecke betrachtet, in deren Ecken groß gewachsene Weberknechte Fruchtfliegen umgarnen.
Und nicht eine Freudlosigkeit mein Lächeln erschlaffen lässt, auch wenn jeder Finger bis zur Erschöpfung im Gegenüber nach Gekicher gräbt, so tief bis kein Nagelbett mehr zu sehen ist.
Die ständige Hinterfragung der eigenen Gefühle.
Die wachsende Sehnsucht nach ,echter’ Nähe oder nur die Hoffnung das Loch mit Steinen zu füllen, ein Loch, das nicht durch andere gefüllt werden kann? Ich glaube den Glauben an mich selbst ein Stück weit verloren zu haben, irgendwo am Wegrand zwischen Monaten und Abzweigungen, zu denen ich nie mehr zurück finden werde. Es existiert nicht mehr dieser Glaube von früher an etwas was später sein könnte, nur noch die Tatsache eines Es muss weiter gehen.

Heute ist ein weiter Begriff.
Heute geht mir jede Bewegung und jeder Rückwärtsschritt so nahe, dass ich unkontrolliert zu frieren beginne und mein Körper auf Unregelmäßigkeiten mit Schmerzen reagiert. Enttäuschung und Wut liegen dicht beieinander, es ist kein Platz mehr für sie. Bevor ich Kritik an Außenstehenden ausüben kann, sollten all die porösen, brüchigen Stellen gehärtet werden. Ich lege mir einen Finger zwischen die Zähne und beiße zu.
Mit der Zeit wird ein Taubheitsgefühl alles andere überschatten.
Jedoch nicht den Tag des älter Werdens. Ein Jahr zu betrachten bevor man wieder älter wird und kaum etwas zu finden, das zum Bleiben gemacht wurde ermüdet. Keine Zeile aus einem Roman im Kopf, die heimlich in sich hinein gemurmelt wird auf dem Weg zur Tankstelle. Kein Papier auf dem der eigene Name steht und der Beweis für eine Leistung, die man sicher erbracht hat.
Kaum Worte, die einen haben wach bleiben lassen, solange bis der letzte Buchstabe gefunden worden ist.

Nur Schuhe wurden bestellt. Jemand meinte zu mir, ob es gut wäre sich Schuhe zu kaufen, die auffälliger wären als der ganze Rest. Ich nickte nur, sagte es wäre doch nicht schlechtes daran, wenn jeder nach unten schaue, anstatt das Ganze zu betrachten.Ich kaufe gleich noch ein paar auffällige Lederhandschuhe.So kann jeder sich aussuchen, ob er auf die Füße oder auf die Hände schaut und mit meinem Gesicht, meinen Gedanken, die so leicht abzulesen sind kann ich anstellen was ich möchte. Sie gehören ganz mir allein und lassen sich nicht teilen.

Das dachte ich mir, während ich im Kopf die einzelnen Beträge addierte. Es ist nicht wichtig, was kommt, sondern wann es kommt.

In zwei Tagen fahre ich nachhause und kann auf etwas warten.
Auf etwas Erfreuliches, etwas Neues. Und wenn es nur Stiefel sind, Handschuhe, was spielt das für eine Rolle. Ich werde alles anprobieren und mit mir alleine im Wald spazieren gehen.
Niemand wird mir begegnen, aber ich werde für ein paar Stunden das Gefühl haben auf weichem Boden zu gehen.
Nur für einige Stunden das Gefühl festhalten auf weichem Boden zu gehen.

Daran klammere ich mich. Ich kann es niemandem erzählen.
Wenig kann ich mehr erzählen. Ich plane eine Zukunft und bewege mich vorwärts, irgendwie. Aber alles wird immer leiser und ferner. Menschen, Träume, Worte, Gedanken, Begegnungen, - zuhause ankommen, ich erinnere mich nicht mehr daran wie das ist.
Und keiner kann mir davon berichten, so dass es lebendig wird. Soviel habe ich zu sagen, nur die richtigen Augenblicke kommen nicht mehr. Kann man diesen Moment planen? Diesen Moment in dem man nicht dazu kommt sich zu fragen ob es der richtige ist?
Mein Gefühl von verzweifelter Leere ist die Konsequenz des Schweigens. Das Schweigen ist ein Resultat nach einem neutralen Augenblick des unendlichen Zögerns. Die richtigen Worte kommen dann, wenn man am wenigsten damit rechnet und es bleibt mir nichts anderes übrig als sie zu akzeptieren. So wie sie sind.

13.02.11

Geb deinen Kopf in die Garderobe ab und lassen dein Herz an der Eingangstür.

11.02.11

Warten heißt
Die Tage loser
Zu flicken
Und jede Sekunde
Ist der richtige
Augenblick
Wenn sie
Verrinnt
Tick-tack
Tick-tack

Ich kann es sehen
Und dich gehen
Lassen
Tut heute so weh.
Zerbrechlich die Hände ineinander verflochten,
waren sie aus einem Holz geschnitzt
in einen Stein gehauen
auf Ein Paar Lippen gehaucht

verwehten sie mit dem Ton einer Stimme
- verwehten Sie
nie vernommen und doch erhört

trafen sie einander
nur um sich zu verlieren fanden sie sich
und begegneteten sich

- immer wieder

10.02.11

Die Zeitblase beschreibt den Zustand einer momentbezogenen mentalen Isolation bzw.
der Abkopplung in vertrauter Ein-, Zwei- oder Mehrsamkeit vom sich umgebenden, agierenden Umfeld.


Zeit und Raum spielen keine Rolle und werden von einem übermächtigen Gefühl innerer, fast selbstverständlicher Zufrieden- und Geborgenheit im Kreis der Zeitblasen-Mitreisenden abgelöst. Als ein imaginär erschaffenes Terrain unmittelbarer Bedürfnissehnsüchte und Träumereien, stellt sie ein Vergnügen von oft kurzer Haltbarkeit bereit.



 

 

Quelle:#15 Monifaktur- Die Zeitblase

von Clemens Poloczek |

09.02.11

weiter und weiter

Und ich atme und atme. Und sehe wie der Lichtkegel zittert, zittert vor Kälte und Dunkelheit. Und ich laufe und laufe. Immer weiter. Weiter weg. Von diesem Ort, diesem Gefühl und diesen Gedanken. Ich seh euch nicht! Nicht mehr. Ich will nicht mehr sehen. Euch nie mehr sehen. Nie mehr zurückkehren hierher, nie mehr.
Wie die grauen Herren, immer weiter treibt es euch voran. Und eure Gedanken zittern wie mein kleiner Lichtkegel, werden schwächer, kleiner, schwächer.

Mit jedem Atemzug, den ihr verschwendet, segelt mein kleines Herz ein Stückchen weiter. Es segelt an Lieblingsorte, von denen ihr nichts wisst, und strandet an meinem kleinen Sehnsuchtsufer, das ihr nie entdecken werdet.
Atmet doch weiter, atmet und pustet leere Luft in den Raum. Leere Luft, leere Gedanken, leerer Raum, seit ich euch kenne. Und erst heute kann ich klarer sehen.

Und ich lache und lache. Und stehe auf meiner kleinen Bühne, in diesem gewaltigen Lichtkegel. Schaut nicht hin, schaut einfach nicht hin, ihr würdet nie verstehen. Ihr würdet nichts verstehen, weil ihr nie versteht. Nicht euch selbst, nicht die Wellen, den Wind oder das Meer. Und erst recht nicht das Spiegelbild, das euch seit Jahren verwehrt bleibt. Während ich mir zuzwinker, Hallo, hier bin ich. Und ich bleibe.

Und ich atme und atme. An diesem grauen Wintermorgen die warme Luft, die in mir zirkuliert und pulsiert. Und wie es spüre! Das kleine bisschen Herzklopfen, die eingefrorenen Zehen und die wehenden Haare. Der gewaltige Atemzug, der sich in Wasserdampf verwandelt und euer fehlendes Feuer ausgepustet hat.

Und ich falle und falle. Auf weiche Gedankenkissen und schaumweiche Erinnerungen, von denen ihr nur träumen könntet. So flüchte ich vor eurer grauen, tristen Welt. Und meinen kalten Füße laufen und laufe, immer weiter, immer schneller. Es gibt noch so viel zu sehen, zu erleben, zu entdecken. Und jeden morgen einen neuen Atemzug. Der echt ist.

Ein Atemzug, der nach Leben schmeckt. Der nach salzigen Krokodilstränen, tanzenden Kussmündern und unendlicher Weite schmeckt.
Hier bin ich, ich gehe los.
ich habe weh,
fernweh und heimweh
und bauchweh

und es ist wenig okay.

06.02.11

Gedanken im Uhrzeigersinn

Wehe, du kommst nicht!
Wehe, du bist nicht!
Wehe, du willst nicht!

Es reicht nicht, sich tagelang über Männer zu beschweren.
Irgendwann muss man beginnen sie richtig zu benutzen, zur Selbstauskunft.
Und so erkenne ich mich heute an den Männern die an mir hängen bleiben.

Bis dato lebe ich vor allem in losen Verhältnissen und festen Klischees :
Nach einer Flasche Wein einer großen Portion Sushi und einem Film wirft sich der Mann auf die nackte Frau und bedient sich, ehe sie weiß, wie ihr geschieht.
Während es geschieht überlegt sie, ob sie es mögen soll.
Solche Verhätnisse verplichten weniger, lassen aber Spielraum.
Ich glaube am meisten liebe ich diesen Spielraum. Nicht passend zu leben.
Wenn man selbst nicht weiß, wer man ist, noch es wissen will, dann lebt man besser provisorisch.

Und was die Männer angeht hab ich wohl ein Geheimniss in meinem Körper. 
Jedefalls geben sie mir oft das Gefühl sie müssten mit mir schlafen um das Geheimniss zu lüften.
In letzter Zeit lass ich sie nur noch von hinten ran, damit ich ihnen nicht ins Gesicht sehen muss.
Es kultiviert sich ein kleiner Herzholraum mit allem was nicht passt, 
meine kostbare Nicht-Identität.

Wenn man einem Mann näher kommt und etwas "fremdes" an ihm erkennt, bin ich froh zu wissen, dass es nicht passt. Es soll ja nicht passen.
Für eine Zeit muss man doch auch mal emotional anspruchslos leben können.
Komisch nur das Männer es nicht merken wenn man sie ausweichend oder halbherzig küsst und sie es dann immernoch "kolossal-oral" benennen.