15.02.11

Heute

Heute


Ich wünschte, es wäre einer dieser Tage, an dem man nur kopfschüttelnd ,Leere ausspricht und mit offenen Augen die eigene Zimmerdecke betrachtet, in deren Ecken groß gewachsene Weberknechte Fruchtfliegen umgarnen.
Und nicht eine Freudlosigkeit mein Lächeln erschlaffen lässt, auch wenn jeder Finger bis zur Erschöpfung im Gegenüber nach Gekicher gräbt, so tief bis kein Nagelbett mehr zu sehen ist.
Die ständige Hinterfragung der eigenen Gefühle.
Die wachsende Sehnsucht nach ,echter’ Nähe oder nur die Hoffnung das Loch mit Steinen zu füllen, ein Loch, das nicht durch andere gefüllt werden kann? Ich glaube den Glauben an mich selbst ein Stück weit verloren zu haben, irgendwo am Wegrand zwischen Monaten und Abzweigungen, zu denen ich nie mehr zurück finden werde. Es existiert nicht mehr dieser Glaube von früher an etwas was später sein könnte, nur noch die Tatsache eines Es muss weiter gehen.

Heute ist ein weiter Begriff.
Heute geht mir jede Bewegung und jeder Rückwärtsschritt so nahe, dass ich unkontrolliert zu frieren beginne und mein Körper auf Unregelmäßigkeiten mit Schmerzen reagiert. Enttäuschung und Wut liegen dicht beieinander, es ist kein Platz mehr für sie. Bevor ich Kritik an Außenstehenden ausüben kann, sollten all die porösen, brüchigen Stellen gehärtet werden. Ich lege mir einen Finger zwischen die Zähne und beiße zu.
Mit der Zeit wird ein Taubheitsgefühl alles andere überschatten.
Jedoch nicht den Tag des älter Werdens. Ein Jahr zu betrachten bevor man wieder älter wird und kaum etwas zu finden, das zum Bleiben gemacht wurde ermüdet. Keine Zeile aus einem Roman im Kopf, die heimlich in sich hinein gemurmelt wird auf dem Weg zur Tankstelle. Kein Papier auf dem der eigene Name steht und der Beweis für eine Leistung, die man sicher erbracht hat.
Kaum Worte, die einen haben wach bleiben lassen, solange bis der letzte Buchstabe gefunden worden ist.

Nur Schuhe wurden bestellt. Jemand meinte zu mir, ob es gut wäre sich Schuhe zu kaufen, die auffälliger wären als der ganze Rest. Ich nickte nur, sagte es wäre doch nicht schlechtes daran, wenn jeder nach unten schaue, anstatt das Ganze zu betrachten.Ich kaufe gleich noch ein paar auffällige Lederhandschuhe.So kann jeder sich aussuchen, ob er auf die Füße oder auf die Hände schaut und mit meinem Gesicht, meinen Gedanken, die so leicht abzulesen sind kann ich anstellen was ich möchte. Sie gehören ganz mir allein und lassen sich nicht teilen.

Das dachte ich mir, während ich im Kopf die einzelnen Beträge addierte. Es ist nicht wichtig, was kommt, sondern wann es kommt.

In zwei Tagen fahre ich nachhause und kann auf etwas warten.
Auf etwas Erfreuliches, etwas Neues. Und wenn es nur Stiefel sind, Handschuhe, was spielt das für eine Rolle. Ich werde alles anprobieren und mit mir alleine im Wald spazieren gehen.
Niemand wird mir begegnen, aber ich werde für ein paar Stunden das Gefühl haben auf weichem Boden zu gehen.
Nur für einige Stunden das Gefühl festhalten auf weichem Boden zu gehen.

Daran klammere ich mich. Ich kann es niemandem erzählen.
Wenig kann ich mehr erzählen. Ich plane eine Zukunft und bewege mich vorwärts, irgendwie. Aber alles wird immer leiser und ferner. Menschen, Träume, Worte, Gedanken, Begegnungen, - zuhause ankommen, ich erinnere mich nicht mehr daran wie das ist.
Und keiner kann mir davon berichten, so dass es lebendig wird. Soviel habe ich zu sagen, nur die richtigen Augenblicke kommen nicht mehr. Kann man diesen Moment planen? Diesen Moment in dem man nicht dazu kommt sich zu fragen ob es der richtige ist?
Mein Gefühl von verzweifelter Leere ist die Konsequenz des Schweigens. Das Schweigen ist ein Resultat nach einem neutralen Augenblick des unendlichen Zögerns. Die richtigen Worte kommen dann, wenn man am wenigsten damit rechnet und es bleibt mir nichts anderes übrig als sie zu akzeptieren. So wie sie sind.

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